Beethovens öffentliches Konzert im Theater an der Wien am 5. April 1803 umfasste (unter anderem!) drei neue Werke des Bonner Meisters: Das Oratorium Christus am Ölberg, das 3. Klavierkonzert und die 2. Sinfonie. Während die Presse am Tag nach der Uraufführung kein Wort darüber verlor, gab es nach der Veröffentlichung des Werkes zwei Jahre später in Leipzig hemmungslose Kritiken: «Das ist ein grobschlächtiges Ungeheuer, ein durchbohrter Drache, der unbeugsam weiterkämpft und nicht sterben will (...), obwohl er (im Finale) sein Blut verliert», äusserte sich ein gewisser Spazier.
Ein «Ungeheuer», wirklich? Das so verunglimpfte Werk zeigt keine Spuren der tiefen inneren Krise, die Beethoven 1802 durchmachte, im Jahre des unseligen «Heiligenstädter Testaments». Durch seine unerbittlich zunehmende Taubheit in die Verzweiflung getrieben, schrieb der Musiker seinen Brüdern einen Brief, den er schliesslich nie abschickte: «(...) es fehlte wenig, und ich endigte selbst mein Leben – nur sie, die Kunst, sie hielt mich zurück, ach es dünkte mir unmöglich, die Welt eher zu verlassen, bis ich das alles hervorgebracht, wozu ich mich aufgelegt fühlte (...).» Einen Vorgeschmack dieser schöpferischen Kraft gab Beethoven in seiner Sinfonie in D-Dur, welche im Wesentlichen während dieses Jahres 1802 entstand. «Ich bin nun bereit, auf einer neuen Bahn weiterzugehen», hatte er damals seinem Schüler Carl Czerny anvertraut. Die Neuerungen sind zahlreich und bedeutend in diesem entscheidenden Werk, das sich insbesondere durch eine gewaltige, langsame Einführung, einen ausgesprochen gesanglichen langsamen Satz und ein schwungvolles Finale auszeichnet.